Thüringenwahl 2014: Der letzte Kampf der Bürgerrechtler (Reblog)
Anfang Dezember 2014
Es ist eine rote Grafik, die gerade durch das Netz wabert. Versendet zwischen ehemaligen DDR-Bürgerrechtlern. Ein Bild, dass an einen Steckbrief erinnert. Oder den Betrachter an eine Auflistung von Personen, die gesellschaftlich gerade 'zum Abschuß' freigegeben worden sind. Es ist eine Liste auf der Abgeordnete des aktuellen Thüringer Landtages verzeichnet sind. Ausnahmslos Mitglieder der 'Links'-Partei. "Haben Sie das gewusst?!" fragen die anonymen Verfasser des Dokumentes. Dann gibt es biographische Fakten: SED-Mitgliedschaft vor 1989, Hauptamtlicher Dienst bei den DDR-Grenztruppen, Arbeit als Spitzel, Studium an Pateihochschulen ....
Ziel der öffentlichkeitswirksamen Aktion: zu verhindern, dass in Thüringen am Freitag ein Abgeordneter der 'Linken' zum Ministerpräsident gewählt wird. Es wäre dies das erste mal in der Geschichte der Bundesrepublik. Gleichzeitig wird zu einer Demonstration vor dem Landtag aufgerufen.
Nun ist es wahrlich nicht so, dass alle Bürgerrechtler eine blütenreine Weste haben. Unter Ihnen gibt es Einige, die auch in der SED waren, drei Jahre zur Armee gingen, beim MfS-Wachregiment Felix Dzierzynski dienten. Die die Vorzüge des DDR-Hochschulsystems genossen, eine Vergangenheit als Spitzel haben. Nur haben die Meisten von Ihnen die Kurve gerade noch rechtzeitig bekommen. Vor der Revolution von '89.
25 Jahre später suchen sie wieder die Öffentlichkeit. Ihr Protest wirkt verbissen, irgendwie gestrig. Als hätten sie immer noch an ihrem Bedeutungsverlust zu knabbern. Das Ziel: eine Regierungskoalition zu verhindern, die eine demokratisch legitimierte Mehrheit besitzt. In deren Mittelpunkt ein Koalitionsvertrag steht, der von der Parteibasis von BündnisGrünen, der SPD und der Linken in Thüringen mit überwältigender Mehrheit unterstützt wird. Und der durchaus vernünftig und zukunftsweisend klingt.
Taugt diese Erklärung? Ist sie weitgehend genug? Und: kann es 25 Jahre nach der Rebellion im Osten einen Landeschef der SED-PDS-WASG-LINKE geben? Spannend wird es. Ab 10 Uhr Morgen im Thüringer Landesparlament.

24.09.2014


Bahr ist mittlerweile der dritte FDP-Minister der vergangenen Regierung, der von der Politik in die Wirtschaft gegangen ist.