Dokumentation: Katar - Gas und Spiele (94 min, 2022, arte)
Journalistische Hintergründe, ohne Schaum vor dem Mund. Ohne belehrend zu wirken. Ohne das eigene Weltbild zum Non plus ultra zu machen. Faktenreiche Details in einer wirklich kurzweiligen 90-Minuten-Dokumentation. Sehenswert.
Lützerath. Ein Dorf am Abgrund. Ausgang offen.
von Fred Kowasch, Lützerath
Zwei Meter vor der Abbruchkante in Lützerath steht ein gelbes Schild. PÖBEL-KASTEN! hat jemand darauf mit roten Großbuchstaben geschrieben. Zehn Meter tiefen liegen sie, lose Blätter aus Papier zu Fliegern gefaltet. Mit handschriftliche Botschaften an RWE drauf. Hundert Meter daneben tummeln sich, an diesem milden Sonntagmittag, Dutzende Menschen. Einige von ihnen haben Plakate und Fahnen mitgebracht. ‚Stoppt Braunkohle’ ist zu lesen. Am Wendehammer neben der Mahnwache, dort wo die L 277 an einem Erdwall endet, spielt eine Band.
An der Kante zum Tagebau Garzweiler II. Screenshot interpool.tv. All Rights Reserved.
Viele, die sich hier zum Sonntagsspaziergang treffen, kennen sich. Zum Beispiel von den Protesten rund um den Hambacher Forst vor vier Jahren. Auch Michael Zobel ist gekommen. Mit seiner großen Statur und dem breiten Hut überragt er alle. Er, der jahrelang - zusammen mit seiner Lebensgefährtin Eva Töller - Sonntagsspaziergänge am Hambacher Forst organisiert hat, erzählt davon wie schwer es für ihn war, aus der Partei ‚Die Grünen‘ auszutreten. Wie ihn - nach seinem öffentlich gemachten Entschluss - noch zwei Wochen danach Zweifel befielen. Wie richtig letztendlich dann doch seine Entscheidung war.
Zugang nach Lützerath. Screenshot interpool.tv. All Rights Reserved.
Spätestens mit dem 4. Oktober 2022 ist der kleine Ort Lützerath (er liegt 20 Kilometer südlich von Mönchengladbach) zu dem Symbol der deutschen Klimabewegung geworden. An diesem Tag verkündeten ausgerechnet zwei Minister der Partei Bündnis 90 / Die Grünen - im Schulterschluss mit RWE - dass dieser Ort abgebaggert werden soll. Für die Gewinnung von Braunkohle. Und dass wohl schon bald.
In Lützerath sind die Zugänge zu den Resten des kleinen Dorfes durch Barrikaden blockiert. Daneben liegen lose graue Gehwegsteine. Aus dem Untergrund gerissen. Sie sind - in etwa - dreimal so schwer wie der klassische, 'normale' Pflasterstein. Den Altautonome noch von den Straßenschlachten rund um die Mainzer Straße in Berlin kennen. Und: in Lützerath sitzt man auch gern einmal vermummt hinterm Steuer. Auf dem Amaturenbrett fährt der abmontierte KfZ-'Führerschein'. Ein VW-Bus wirft neue Bewohner aus. Schwarz gekleidet selbstverständlich. Und: in das Dorfleben hinein.
Zwei Meter vor der Abbruchkante in Lützerath steht ein gelbes Schild. PÖBEL-KASTEN! hat jemand darauf mit roten Großbuchstaben geschrieben. Zehn Meter tiefen liegen sie, lose Blätter aus Papier zu Fliegern gefaltet. Mit handschriftliche Botschaften an RWE drauf. Hundert Meter daneben tummeln sich, an diesem milden Sonntagmittag, Dutzende Menschen. Einige von ihnen haben Plakate und Fahnen mitgebracht. ‚Stoppt Braunkohle’ ist zu lesen. Am Wendehammer neben der Mahnwache, dort wo die L 277 an einem Erdwall endet, spielt eine Band.

Viele, die sich hier zum Sonntagsspaziergang treffen, kennen sich. Zum Beispiel von den Protesten rund um den Hambacher Forst vor vier Jahren. Auch Michael Zobel ist gekommen. Mit seiner großen Statur und dem breiten Hut überragt er alle. Er, der jahrelang - zusammen mit seiner Lebensgefährtin Eva Töller - Sonntagsspaziergänge am Hambacher Forst organisiert hat, erzählt davon wie schwer es für ihn war, aus der Partei ‚Die Grünen‘ auszutreten. Wie ihn - nach seinem öffentlich gemachten Entschluss - noch zwei Wochen danach Zweifel befielen. Wie richtig letztendlich dann doch seine Entscheidung war.

Spätestens mit dem 4. Oktober 2022 ist der kleine Ort Lützerath (er liegt 20 Kilometer südlich von Mönchengladbach) zu dem Symbol der deutschen Klimabewegung geworden. An diesem Tag verkündeten ausgerechnet zwei Minister der Partei Bündnis 90 / Die Grünen - im Schulterschluss mit RWE - dass dieser Ort abgebaggert werden soll. Für die Gewinnung von Braunkohle. Und dass wohl schon bald.
In Lützerath sind die Zugänge zu den Resten des kleinen Dorfes durch Barrikaden blockiert. Daneben liegen lose graue Gehwegsteine. Aus dem Untergrund gerissen. Sie sind - in etwa - dreimal so schwer wie der klassische, 'normale' Pflasterstein. Den Altautonome noch von den Straßenschlachten rund um die Mainzer Straße in Berlin kennen. Und: in Lützerath sitzt man auch gern einmal vermummt hinterm Steuer. Auf dem Amaturenbrett fährt der abmontierte KfZ-'Führerschein'. Ein VW-Bus wirft neue Bewohner aus. Schwarz gekleidet selbstverständlich. Und: in das Dorfleben hinein.
In Erinnerung: Werner Schulz - "Die Revolution geht weiter"
Rede von Werner Schulz (22.01.1950 - 09.11.2022) zum 20. Jahrestag der DDR-Revolution im Leipziger Gewandhaus
"Liebe Bürgerinnen und Bürger, Herr Bundespräsident, Frau Bundeskanzlerin,
Der Kommentar zu diesen eindrucksvoll und soeben gesehenen Bildern könnte lauten: in einer Weise, wie es die Weltgeschichte noch nicht gesehen hat. Das Volk in Deutschland, eine Revolution macht. Hat es mit wenigen Ausnahme die Gewaltäußerungen gescheut.
Das hat aber kein Drehbuchautor geschrieben, kein Westkorrespondent und schon gar nicht die Leipziger Volkszeitung, sondern die Wort stammen von Robert Blum. Dem Leipziger Deputierten der Frankfurter Paulskirchenversammlung. Er starb für die Freiheit und wurde am 9. November 1848 hingerichtet. Ein Tag der seitdem unsere Nationalgeschichte beschreibt.
Die bürgerliche Revolution mit ihrem Ringen um Demokratie und Freiheit war gescheitert. Was übrig blieb, war die deutsche Dauerhoffnung, dass es die Enkel besser ausfechten werden. Aber das sollte lange dauern und viele Opfer kosten bis 1989 die gewaltlose Freiheitsrevolution in Erfüllung ging. Doch die kam nicht aus heiterem Himmel, war kein spontanes Aufbegehren, sondern hatte ein langen Vorlauf."
Zum Download: Werner Schulz Rede 9. Oktober 2009
"Liebe Bürgerinnen und Bürger, Herr Bundespräsident, Frau Bundeskanzlerin,
Das hat aber kein Drehbuchautor geschrieben, kein Westkorrespondent und schon gar nicht die Leipziger Volkszeitung, sondern die Wort stammen von Robert Blum. Dem Leipziger Deputierten der Frankfurter Paulskirchenversammlung. Er starb für die Freiheit und wurde am 9. November 1848 hingerichtet. Ein Tag der seitdem unsere Nationalgeschichte beschreibt.
Die bürgerliche Revolution mit ihrem Ringen um Demokratie und Freiheit war gescheitert. Was übrig blieb, war die deutsche Dauerhoffnung, dass es die Enkel besser ausfechten werden. Aber das sollte lange dauern und viele Opfer kosten bis 1989 die gewaltlose Freiheitsrevolution in Erfüllung ging. Doch die kam nicht aus heiterem Himmel, war kein spontanes Aufbegehren, sondern hatte ein langen Vorlauf."

Video on Demand: Karau - Der Weg zur Leutzscher Legende (55 min, 2022)
von Fred Kowasch
Chemie Leipzig. Als 15jähriger ab 1980 in der 2. Liga (Staffel C) dabei. Auswärtsfahrten nach Zeitz. Wo es plötzlich Steine auf die Trainerbank hagelte. Gegen Stahl-Nordwest. Als jemand beim Platzsturm nach Abpfiff den Schiedsrichter umgehauen hat. Harte Zeiten. Lischke, der Diver in der 89., die Schneeballschlacht im Georg-Schwarz-Sportpark. So hieß er damals noch. Nach Jahren der Agonie, dann der Durchmarsch bis in Liga 4. Mit dabei: Stefan Karau. Mir war er nie symphatisch. Nach dem Film wird mir allerdings vieles klarer. Ein Dokumentarfilm, der sich lohnt. Der richtig geil ist. Emotional, wirklich nah dran. Nur zu empfehlen. Auch, wenn er einen 10er kostet.
Chemie Leipzig. Als 15jähriger ab 1980 in der 2. Liga (Staffel C) dabei. Auswärtsfahrten nach Zeitz. Wo es plötzlich Steine auf die Trainerbank hagelte. Gegen Stahl-Nordwest. Als jemand beim Platzsturm nach Abpfiff den Schiedsrichter umgehauen hat. Harte Zeiten. Lischke, der Diver in der 89., die Schneeballschlacht im Georg-Schwarz-Sportpark. So hieß er damals noch. Nach Jahren der Agonie, dann der Durchmarsch bis in Liga 4. Mit dabei: Stefan Karau. Mir war er nie symphatisch. Nach dem Film wird mir allerdings vieles klarer. Ein Dokumentarfilm, der sich lohnt. Der richtig geil ist. Emotional, wirklich nah dran. Nur zu empfehlen. Auch, wenn er einen 10er kostet.