Vor 30 Jahren: Erstmals Transparente vor der Nikolaikirche (4. September 1989)
"Nach dem Kirchentag gingen die Friedensgebete in die Sommerpause. Während dieser Zeit versuchte die Staatsführung den Kirchenvorstand von St. Nikolai dahingehend zu beeinflussen, die Friedensgebete am 4. September nicht wieder beginnen zu lassen. Der Kirchenvorstand lehnte jedoch dieses Ansinnen ab. So wurde das erste Friedensgebet wie geplant am ersten Montag im September, dem Messemontag durchgeführt.
Auch den Mitgliedern der Basisgruppen war klar, daß von den Ausreiseantragstellern, denen man den Weg nach Ungarn oder in die CSSR versperrt hatte, wieder eine spontane Demonstration ausgehen würde. Die große Öffentlichkeit durch westliche Joumalisten sollte diesmal aber nicht alleine den Antragstellern überlassen werden. Einige Mitglieder von Basisgruppen entschieden sich, mit eigenen Transparenten an die Öffentlichkeit zu gehen.
VOD: Hamburger Gitter (Dokumentarfilm, 77 min, leftvision 2018)
Gleichwohl hat die Doku eine bedenkliche Schlagseite. Von den 17 Interviewpartnern unterstützen 16 eine ähnliche Sichtweise. Außerdem: die gewaltsamen Krawalle von Autonomen und Teilen des 'Black Block' - der sprichwörtliche Aufstand im Schanzenviertel - wird so gut wie nicht thematisiert. Dass macht den Film inhaltlich angreifbar. 'Gefördert duch: Rosa-Luxenburg-Stiftung' tut dann ihr übriges. Dennoch: ansehen und selbst urteilen. Der Film ist mittlerweile kostenlos im Netz zu sehen. Ein ganz großes Plus deshalb für die gesamte Crew.
Zeitgeschichte: "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ...."
Es gibt dieser Tage ein gern verwendetes schwarz-weiss Photo. Ein paar Jugendliche - untergehakt - auf einer Demonstration im Anschluß an ein Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche. Aufgenommen von einem SPIEGEL-Photographen am Abend des 4. September 1989. Dieses Photo vermittelt ein falsches Bild.
Denn die Situation - so erzählen es die Beteiligten übereinstimmend - zeigt eben keine Demonstration, die da gleich mit Hunderten durch die Leipziger Innenstadt loszieht. Schon kurz nach diesen Aufnahmen müssen die jungen Bürgerrechtler feststellen: die Masse folgt uns nicht.
Die Anderen - rund Tausend an der Zahl - stehen derweil vor den Kameras westdeutscher TV-Stationen. Sie rufen: "Wir wollen raus!, Wir wollen raus!". Immer und immer wieder. Ausreiseantragsteller, die ein privates Anliegen haben. Und die die Öffentlichkeit dafür nutzen. Es ist - an diesem Tag - die faktische Spaltung einer neu entstandenen Bewegung. Einer Bewegung, die in der DDR 1989 den Aufstand probt. Und die bis dahin - zumindest in Leipzig - in einer Art symbiotischen Beziehung zueinander die SED-Diktatur herausgefordert hat.
Natürlich kann ich viel erzählen. Von den ersten kleineren Aktionen im Anschluß an die Friedensgebete, Montags in Leipzigs Innenstadt. Von Flugblätter verteilen, in Warenhäusern und in der Volkshochschule. Von ersten - unabhängigen - Demonstrationen. Als wir sprichwörtlich die Straße eroberten. Als aus hundert Kirchengängern mehr als achtmal so viele Entschlossene wurden. Die Festnahmen, Verhöre, endlos wirkende Tage im Stasi-Knast. Zeitgeschichte ist dies mittlerweile, gerade wird sie intensiv diskutiert.
Endlich. Viel zu lange haben sich die beteiligten Akteure klein gemacht, die Deutungshoheit irgendwelchen westdeutschen Historikern überlassen. Jetzt - 30 Jahre später - sagen sie, dass ist unsere Revolution. Wir waren die Mutigen, dieses Erlebnis lassen wir uns von euch nicht nehmen. Revolutionen, gab (und gibt) es in diesem Land viel zu selten. Erfolgreiche schon gar nicht. Der 'deutsche Michel' zeichnete sich seit jeher eher durch Untertanengeist, Feigheit und Denunziantentum aus. Damals wie heute.
"Einmal um die ganze Welt ...." - Unser Traveller Calendar für 2021
Medien: Wie sich das ARD-Politikmagazin 'MONITOR' die Wirklichkeit zurechtbiegt
'Sudel-Ede' lässt grüßen. Wer sehen will, wie das Politikmagazin 'Monitor' die Wirklichkeit einseitig und verzerrend darstellt, dem sei der folgende Film aus dem Abendprogramm der ARD empfohlen. In ihm wird von den Autoren die These vertreten, die Vorfälle im Düsseldorfer Rheinbad seien von den meisten Medien falsch dargestellt worden. In Wahrheit wäre alles ganz anders gewesen. Harmloser, quasi ein dummer Jungenstreich nur. Zum Beleg dieser These werden die Vorfälle vom 26. Juli 2019 analysiert.
Mag sein, dass die Vorfälle an diesem Tag nicht so heftig gewesen sind. Das Bad möglicherweise voreilig geschlossen wurde. Was aber ist mit den Ereignissen am 29. und 30. Juni 2019? Von diesen Tagen gibt es durchaus heftige Video-Aufnahmen. Die deutlich zeigen, wer im Bad die Kontrolle hatte. Diese Vorfälle kommen im 'Monitor'-Filmbeitrag jedoch nur am Rande vor. Sie werden lediglich in einer kurzen Sequenz erwähnt.
Geht so sauberer, glaubwürdiger Journalismus? Bildet man die Wirklichkeit ab, wenn Fakten einseitig und verzerrt dargestellt werden?
Ich selbst habe von 1997 bis 1999 für 'MONITOR' gearbeitet. Unter der Leitung von Klaus Bednarz haben wir - zum Beispiel - vielbeachtete Beiträge über 'Doping im Radsport' realisiert. In dieser Zeit habe ich auch Praktiken erlebt, die mich - als jungen Journalisten - sehr nachdenklich gemacht haben. Nicht selten stand intern - vor der Recherche - die inhaltliche Ausrichtung des Filmes redaktionell schon fest.
Weil mich die Einseitigkeit in manchen Filmen störte - an die Propagandainstrumente eines Karl-Eduard von Schnitzler aus dem DDR-Fernsehen erinnerte - habe ich dies damals angesprochen. Die Reaktion: Schweigen. "Nächstes Thema". 'MONITOR' habe ich damals verlassen.
Im Wortlaut: Anklageerhebung im Zusammenhang mit dem DFB
"Bern, 06.08.2019 - Die Bundesanwaltschaft (BA) hat Anklage gegen die drei ehemaligen Funktionäre des gemeinnützigen Deutschen Fussball-Bunds (DFB) Horst Rudolf Schmidt, Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie gegen den ehemaligen Schweizer FIFA-Funktionär Urs Linsi erhoben. Den Beschuldigten wird vorgeworfen, im April 2005 die Mitglieder eines Aufsichtsorgans des DFB-Organisationskomitees für die Fussball-WM 2006 in Deutschland (OK WM 2006) arglistig über den eigentlichen Zweck einer Zahlung in der Höhe von rund EUR 6.7 Mio getäuscht zu haben.
Das Verfahren gegen den in diesem Zusammenhang ebenfalls beschuldigten Franz Beckenbauer wurde im Juli 2019 abgetrennt und wird durch die BA separat weitergeführt. Eine gemeinsame Beurteilung würde das Verfahren gegen die weiteren Beschuldigten unnötig verzögern, weil der Gesundheitszustand von Franz Beckenbauer nach derzeitiger Prognose eine Teilnahme oder Einvernahme an der Hauptverhandlung vor Bundesstrafgericht (BStGer) nicht zulässt.
TV-Tipp: Staatsgewalt - Wenn Polizisten zu Tätern werden (ARD-Exclusiv, RBB)
#insidehogesa2: 'Steeler Jungs' - Spontanbeifall aus dem Eiscafé (01.08.2019, Reblog)
Knapp 400. Alt-Hools aus Essen, Duisburg. M'Gladbach, Dortmund. Und andere 'Kaliber' .... Interessant: der Aufzug wurde im Eiscafé von zahlreichen Besuchern dort beklatscht. Hatte ich so auch noch nicht gesehen. Und gehört ....
Wie mobilisierungsfährig die HogeSa-Szene nach wie vor ist, zeigt sich an diesem Donnerstagabend mitten Im Ruhrpott. Kaum offizielle Werbung für diesen 'Spaziergang' durch die Innenstadt von Essen-Steele. Seit zwei Jahren gibt es sie, die 'Steeler Jungs'. An diesem 1. August 2019 waren es so viel wie noch nie. Dazu beigetragen hatte vor allem der Tod des kleinen Jungen im Bahnhof von Frankfurt/Main, drei Tage zuvor.
Anmerkung: Wir haben uns entschlossen, die Dreharbeiten fortzusetzen.
Ob jedoch ein abendfüllender Dokumentarfilm entstehen wird, wissen wir zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht.
