Durchsuchungen im Leipziger Süden - Wie die Polizei nach Johann G. fahndet
26.01.2022 (update, 19:54)
Seit dem frühen Morgen durchsuchen 100 Polizisten in Leipziger Stadtteil Connewitz Wohnungen mutmasslicher Linksextremisten. Wie die - gewöhnlich gut unterrichtete - Tageszeitung DIE WELT berichtet, handelt es sich um Ermittlungen zur Erstellung einer sogenannten '215-Liste'. Diese Liste wurde von Kreisen der Linken intern erstellt und bezog sich auf die Namen von 215 Hooligans und Rechtsextremen, die die Polizei nach einem Überfall am 11. Januar 2016 in Connewitz vorläufig festgenommen hatte. Kurz nach dem Überfall hatte die Szene zudem auf dem Portal 'indymedia' angekündigt, die Ermittlungen zu diesem Vorgang nicht den staatlichen Behörden zu überlassen, sondern selbst in die Hand zu nehmen.
In der Folge kam es gewaltsamen Überfällen mutmasslicher Linksextremisten auf Personen, die auf der Liste standen. So in Leipzig, Wurzen und Eisenach. Aktuell werden diese Fälle vor dem Dresdener Landgericht - im Verfahren gegen Lina E. und drei weitere Angeklagte - verhandelt. In dem Prozess, der seit dem 8. September 2021 läuft, geht es aktuell um einen Überfall auf die rechte Szene-Kneipe 'Bull's Eye' in Eisenach.
Die Durchsuchungen heute sollen sich jedoch auf andere Personen beziehen. Laut Insidern wird - in diesem Zusammenhang - gegen sechs weitere Tatverdächtige ermittelt. Einen davon hat die 'Szene' Ende Oktober 2021 selbst 'geoutet. Ihm wirft sie sexuelle Übergriffe vor. Bei einem weiteren - Johann G. - soll es sich um den Freund der vor Gericht stehenden Lina E. handeln. Er - der schon mehrfach verurteilt wurde - (unter anderem weil er bei einer Legida-Demonstration am 12. Januar 2015 eine Frau geschlagen hat) wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Nach Angaben aus Ermittlerkreisen sollen sich die heutigen Durchsuchungen auf mutmassliche Kontaktpersonen bezogen haben. Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft 'Strafvereitelung' vor.
Einen sehenswerten Hintergrundbericht des Mitteldeutschen Rundfunks (mdr) aus dem September 2021 gibt es im Folgenden:
Seit dem frühen Morgen durchsuchen 100 Polizisten in Leipziger Stadtteil Connewitz Wohnungen mutmasslicher Linksextremisten. Wie die - gewöhnlich gut unterrichtete - Tageszeitung DIE WELT berichtet, handelt es sich um Ermittlungen zur Erstellung einer sogenannten '215-Liste'. Diese Liste wurde von Kreisen der Linken intern erstellt und bezog sich auf die Namen von 215 Hooligans und Rechtsextremen, die die Polizei nach einem Überfall am 11. Januar 2016 in Connewitz vorläufig festgenommen hatte. Kurz nach dem Überfall hatte die Szene zudem auf dem Portal 'indymedia' angekündigt, die Ermittlungen zu diesem Vorgang nicht den staatlichen Behörden zu überlassen, sondern selbst in die Hand zu nehmen.
In der Folge kam es gewaltsamen Überfällen mutmasslicher Linksextremisten auf Personen, die auf der Liste standen. So in Leipzig, Wurzen und Eisenach. Aktuell werden diese Fälle vor dem Dresdener Landgericht - im Verfahren gegen Lina E. und drei weitere Angeklagte - verhandelt. In dem Prozess, der seit dem 8. September 2021 läuft, geht es aktuell um einen Überfall auf die rechte Szene-Kneipe 'Bull's Eye' in Eisenach.
Die Durchsuchungen heute sollen sich jedoch auf andere Personen beziehen. Laut Insidern wird - in diesem Zusammenhang - gegen sechs weitere Tatverdächtige ermittelt. Einen davon hat die 'Szene' Ende Oktober 2021 selbst 'geoutet. Ihm wirft sie sexuelle Übergriffe vor. Bei einem weiteren - Johann G. - soll es sich um den Freund der vor Gericht stehenden Lina E. handeln. Er - der schon mehrfach verurteilt wurde - (unter anderem weil er bei einer Legida-Demonstration am 12. Januar 2015 eine Frau geschlagen hat) wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Nach Angaben aus Ermittlerkreisen sollen sich die heutigen Durchsuchungen auf mutmassliche Kontaktpersonen bezogen haben. Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft 'Strafvereitelung' vor.
Einen sehenswerten Hintergrundbericht des Mitteldeutschen Rundfunks (mdr) aus dem September 2021 gibt es im Folgenden:
Plötzlich kommen sie von überall - Auf Corona-'Spaziergang' in Solingen
Eine Reportage aus Solingen
25.01.2022
Montagabend, auf P5. Eisig, windig, menschenleer. Den Parkautomaten muss man suchen. Während zur selben Zeit quer durch die Republik Demonstrationen stattfinden, sieht in Solingen so wirklich Nichts nach einem 'Spaziergang' aus. Vor dem Rathaus, der für ihre messerscharfen Klingen bekannten Stadt, stehen - fast gelangweilt schon - vier Polizisten. Sie haben nicht einmal ihre Helme mit dabei.
Drei Minuten vor sieben wird es lebendig. Von überall her kommen plötzlich kleine Guppen. Wie bei einem Bienenschwarm. Viele umarmen sich. Als würden sich 'alte Bekannte' treffen. Was auffällt - fast niemand trägt eine Maske. 19 Uhr - auf die Minute - ein, zwei Kommandos: "die eine Gruppe geht der anderen entgegen" und schon bewegt sich eine Spontandemonstration auf dem Fußweg entlang. Ein paar Polizeiwagen beobachten das Geschehen mit einigem Abstand. Sie haben sichtbar keine Lust dazu einzugreifen.
Dies war eine Woche zuvor anders. Da geriet eine - angemeldete - Demonstration außer Kontrolle. Eine Polizeikette wurde überrannt. Ein paar Teenager bekamen den Schlagstock ab. Sie sind - auch heute - wieder dabei. Mit gut 400 anderen Menschen an diesem Abend durch Solingen unterwegs. Sie haben sich - im Vorfeld - über eine Gruppe im Messangerdienst 'Telegram' organisiert. Diszipliniert laufen sie hintereinander auf dem Gehweg. Teenager, Vater mit Sohn, Pärchen in den 40ern, eine Gruppe scheinbar beste Freundinnen. An roten Ampeln wird halt gemacht. Kann so eine 'Revolution' gelingen?

"Alles veröffentlichen" ruft einer, als er sieht wie ich mit meiner kleinen Kamera die Demonstration drehe. Zusammen mit einem Kollegen kann ich hier ungestört arbeiten. Nur einmal klingt es: "Kamera runter". Nur einmal spricht mich einer der Demonstranten an. Fragt, für wen ich hier drehe: "interpool.tv, eine Webseite. Ich bin nicht vom LKA". "Ich bin der Bernd" sagt er darauf. Gibt mir die Hand und geht mit Bekannten schwatzend weiter. "Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung". Hin und wieder hört man schrille Trillerpfeiffen. Nicht unbedingt ideal für das Ohr, wenn man daneben geht. Und so laufen sie und laufen. Kilometerlang. Berghoch, bergab. Am Rande hupen ein paar Autos. Polizeifahrzeuge regeln dezent den Verkehr.
25.01.2022
Montagabend, auf P5. Eisig, windig, menschenleer. Den Parkautomaten muss man suchen. Während zur selben Zeit quer durch die Republik Demonstrationen stattfinden, sieht in Solingen so wirklich Nichts nach einem 'Spaziergang' aus. Vor dem Rathaus, der für ihre messerscharfen Klingen bekannten Stadt, stehen - fast gelangweilt schon - vier Polizisten. Sie haben nicht einmal ihre Helme mit dabei.
Drei Minuten vor sieben wird es lebendig. Von überall her kommen plötzlich kleine Guppen. Wie bei einem Bienenschwarm. Viele umarmen sich. Als würden sich 'alte Bekannte' treffen. Was auffällt - fast niemand trägt eine Maske. 19 Uhr - auf die Minute - ein, zwei Kommandos: "die eine Gruppe geht der anderen entgegen" und schon bewegt sich eine Spontandemonstration auf dem Fußweg entlang. Ein paar Polizeiwagen beobachten das Geschehen mit einigem Abstand. Sie haben sichtbar keine Lust dazu einzugreifen.
Dies war eine Woche zuvor anders. Da geriet eine - angemeldete - Demonstration außer Kontrolle. Eine Polizeikette wurde überrannt. Ein paar Teenager bekamen den Schlagstock ab. Sie sind - auch heute - wieder dabei. Mit gut 400 anderen Menschen an diesem Abend durch Solingen unterwegs. Sie haben sich - im Vorfeld - über eine Gruppe im Messangerdienst 'Telegram' organisiert. Diszipliniert laufen sie hintereinander auf dem Gehweg. Teenager, Vater mit Sohn, Pärchen in den 40ern, eine Gruppe scheinbar beste Freundinnen. An roten Ampeln wird halt gemacht. Kann so eine 'Revolution' gelingen?

"Alles veröffentlichen" ruft einer, als er sieht wie ich mit meiner kleinen Kamera die Demonstration drehe. Zusammen mit einem Kollegen kann ich hier ungestört arbeiten. Nur einmal klingt es: "Kamera runter". Nur einmal spricht mich einer der Demonstranten an. Fragt, für wen ich hier drehe: "interpool.tv, eine Webseite. Ich bin nicht vom LKA". "Ich bin der Bernd" sagt er darauf. Gibt mir die Hand und geht mit Bekannten schwatzend weiter. "Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung". Hin und wieder hört man schrille Trillerpfeiffen. Nicht unbedingt ideal für das Ohr, wenn man daneben geht. Und so laufen sie und laufen. Kilometerlang. Berghoch, bergab. Am Rande hupen ein paar Autos. Polizeifahrzeuge regeln dezent den Verkehr.
Medien: Telegram. Einfach abschalten? (12 min, 19.01.2022, Zapp, NDR)
Politische Kommunikation läuft heute im Wesentlichen über soziale Netzwerke. Politische Mobilisierung auch. Dies war 2014 bei den 'Hooligans gegen Salafisten' (HogeSa) schon so, später auch bei Pegida, Legida ect. Während diese damals noch weitgehend über Facebook erfolgte, hat sich dies nun - auch weil Behörden den amerikanischen Konzern zum Eingreifen drängte - hin in Richtung des Messengerdienstes 'Telegram' gewandelt. Aktuell erfolgen die meisten Mobilisierungen für Spontandemonstrationen über diesen Dienst. Und da deutsche Behörden hier massiv 'schwimmen', wollen sie die Kommunikation der Unzufriedenen unterbinden. Der - etwas einseitige ZAPP-Film - zeigt Möglichkeiten dazu auf.
No Comment: Montagsdemo gegen die Corona-Restriktionen (Köln, 17.01.2022)
Jeden Montag Abend gehen in Deutschland mittlerweile über hunderttausend Menschen gegen die Corona-Restriktionen der Behörden auf die Straßen. In über Tausend Orten, Städten und Gemeinden. Sie protestieren gegen Maskenpflicht, Ausgangssperre und einen möglichen staatlichen Impfzwang. An diesem 17. Januar 2022 ziehen in Köln fast 2.000 durch die Innenstadt. Sie treffen - am Rand - auch auf Widerspruch. Eine No-Comment-Reportage von interpool.tv
VoD (ab 22 Uhr): Niemand ist bei den Kälbern (Drama, 116 min, 2022)
Phantastisch: Saskia Rosendahl als Christin. Selten wurde Tristesse, Sehnsucht und sexuelle Begierde schauspielerisch besser umgesetzt. Ansonsten wirkt die Story eher dünn und etwas dröge. Wenn man den Trailer gesehen hat, kennt man leider auch fast schon den ganzen Film. Trotzdem ist das Werk sehenswert. Wenn man sich auf den Film einlässt. Bis zum 4. Oktober 2025 in der ARD-Mediathek..
VoD: Bitcoint - Krypto als nationale Währung (Reportage, 31 min, 2022, Y-Kollektiv)
Etherium, XRP, Solano, XRP, Dogecoin, Bitcoin. Vor allem Letzteres tritt gerade seinen Zug um den Globus an. In El Salvador ist der Bitcoin mittlerweile sogar Landeswährung. Eine sehenswerte Reportage von Katja Döhne (Y-Kollektiv) aus dem mittelamerikanischen Land.
Video on Demand: Der Kampf ums Kohledorf (Dokumentation, 31 min, 2022)
Der Hambacher Forst. Seine Erhaltung - eine Erfolgsgeschichte für die Klimabewegung. Widerstand bis weit in die 'bürgerliche Mitte' hinein. Akzeptanz auch für Militanz. Lützerath - drei Jahre danach. Ein Dorf direkt an der Abbruchkante zum Braunkohletagebau Garzweiler II. Auch hier regt sich Protest. Allerdings: eine für letzten Samstag angesetzte bundesweite Demonstration wurde abgesagt. Wegen Corona. Kann Protest dieser Art 'erfolgreich' sein?
Sehenswerter Film über den Protest vor Ort. Und seine Protagonisten. Über ein Dorf, dass es sogar auf Seite 59 des Koalitionsvertrages 'geschafft' hat.
Sehenswerter Film über den Protest vor Ort. Und seine Protagonisten. Über ein Dorf, dass es sogar auf Seite 59 des Koalitionsvertrages 'geschafft' hat.
Der Fall Djokovic - Regelauslegung mit langer Tradition
Viel mehr Aufmerksamkeit für ein Tennistunier geht nicht. Seit Tagen sind die 'Australien Open' und ihr Vorjahressieger Novak Djokovic das TOP-THEMA in den Nachrichten rund um den Erdball. Dabei geht es um einen positiven Corona-Test von ihm im vergangenen Dezember. Mit diesem Test dürfte er - so sind die Regeln des Veranstalters - an dem Tennis-Event teilnehmen. Egal ob er nun eine Corona-Impfung hat oder nicht.
Diese - de facto - Medizinische Ausnahmegenehmigung hat in der Sportgeschichte eine gewisse Tradition. Und der - von vielen Kommentatoren - gerade moralisch geächtete Djokovic ist da bei Leibe kein Einzelfall. Er reiht sich ein in eine Riege von bekannten Sportstars, die ebenso wie er, Hintertüren im Regelwerk ausgenutzt haben.
Vor gut vier Jahren haben wir für die investigative WDR-Sendung 'Sport inside' dazu einen Film gemacht. Hintergrund der gerade jetzt wieder aktuell ist.
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Diese - de facto - Medizinische Ausnahmegenehmigung hat in der Sportgeschichte eine gewisse Tradition. Und der - von vielen Kommentatoren - gerade moralisch geächtete Djokovic ist da bei Leibe kein Einzelfall. Er reiht sich ein in eine Riege von bekannten Sportstars, die ebenso wie er, Hintertüren im Regelwerk ausgenutzt haben.
Vor gut vier Jahren haben wir für die investigative WDR-Sendung 'Sport inside' dazu einen Film gemacht. Hintergrund der gerade jetzt wieder aktuell ist.
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Weitere Beiträge ...
- Im Interview: Publizistische Macht? 75 Jahre "Der Spiegel" (ZAPP, NDR)
- R.I.P. - Schrippenmutti - Unterwegs in Berlins Nächten (2004, 29 min, ZDF-Reportage)
- Webvideo: "Uli, film mal. Los!" - Bautzen, Corona-Proteste, Mittendrin (27.12.2021)
- No Comment: "Kette, Kette, Kette ...." - 5.000 Demonstranten in München (22.12.2021)