Ende Gelände 2020: Hunde, Haue und Pfefferspray
27.09.2020
Ein Polizeihund ohne Maulkorb, der mehrmals nach einem Demonstranten schnappt. Berliner Cops, die in einem Vorortzug auf Aktivisten einschlagen. Bayerische USK-Beamte, die Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzen. Diese Bilder prägen - zumindest auf Twitter - die Wahrnehmung des Aktionstages von 'Ende Gelände' im Rheinischen Kohlebecken 2020. Sie zeigen vor allem auch: so leicht wie in der Vergangenheit gelingt es den Protestierern nicht mehr in die Kohlegruben vorzustossen. Denn neben Beamten aus NRW waren diesmal auch 'demoerprobte' Polizeieinheiten aus Berlin, Bayern und Baden-Würtemberg vor Ort. Nach Angaben der für den Einsatz zuständigen Aachener Polizei gab es insgesamt 47 vorläufige Festnahmen und 64 Ingewahrsamsnahmen. Coronabedingt gab es diesmal neun kleinere Camps, statt des sonst einen Großen. Insgesamt waren 14 sogenannte Demonstrationsfinger unterwegs, auch sie deutlich kleiner als bei lletzteren Aktionen.
Auch in der Außendarstellung von 'Ende Gelände' zeigten sich deutliche Unterschiede zum Vorjahr. Im Aktionskonsens von 2020 sind auf einmal Themen wie 'Feminismus', 'Sexismus' und 'toxische Männlichkeit' aufgeführt. Außerdem: der Umweltbezug auf den einzelnen Fronttransparente der unterschiedlichen Demonstrations'finger' war in diesem Jahr deutlich geringer. Statt dessen Losungen wie: "In Polizei, Staat und Gesellschaft - Das rassistische System erkennen und bekämpfen" und "Abolish Colonialism". 'Ende Gelände' wurde in diesem Jahr vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) als "linksextremistisch beeinflusste Kampagne" eingestuft.
Ein Polizeihund ohne Maulkorb, der mehrmals nach einem Demonstranten schnappt. Berliner Cops, die in einem Vorortzug auf Aktivisten einschlagen. Bayerische USK-Beamte, die Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzen. Diese Bilder prägen - zumindest auf Twitter - die Wahrnehmung des Aktionstages von 'Ende Gelände' im Rheinischen Kohlebecken 2020. Sie zeigen vor allem auch: so leicht wie in der Vergangenheit gelingt es den Protestierern nicht mehr in die Kohlegruben vorzustossen. Denn neben Beamten aus NRW waren diesmal auch 'demoerprobte' Polizeieinheiten aus Berlin, Bayern und Baden-Würtemberg vor Ort. Nach Angaben der für den Einsatz zuständigen Aachener Polizei gab es insgesamt 47 vorläufige Festnahmen und 64 Ingewahrsamsnahmen. Coronabedingt gab es diesmal neun kleinere Camps, statt des sonst einen Großen. Insgesamt waren 14 sogenannte Demonstrationsfinger unterwegs, auch sie deutlich kleiner als bei lletzteren Aktionen.
Auch in der Außendarstellung von 'Ende Gelände' zeigten sich deutliche Unterschiede zum Vorjahr. Im Aktionskonsens von 2020 sind auf einmal Themen wie 'Feminismus', 'Sexismus' und 'toxische Männlichkeit' aufgeführt. Außerdem: der Umweltbezug auf den einzelnen Fronttransparente der unterschiedlichen Demonstrations'finger' war in diesem Jahr deutlich geringer. Statt dessen Losungen wie: "In Polizei, Staat und Gesellschaft - Das rassistische System erkennen und bekämpfen" und "Abolish Colonialism". 'Ende Gelände' wurde in diesem Jahr vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) als "linksextremistisch beeinflusste Kampagne" eingestuft.
'Rohwedder - Einigkeit und Mord und Freiheit' (4 teilige Doku-Serie, Netflix)
Eine bemerkenswerte Serie. Für die es durchaus lohnt, seinen alten Netflix-Account zu reaktivieren. Lebendige Zeitgeschichte, 30 Jahre her. Starke Zeitzeugen, optisch perfekt ins Szene gesetzt. Selbst erklärend inszeniert, ohne den pädagogischen Zeigefinger umgesetzt. Der Tod von Carsten Rohwedder - wem hat er am Ehesten genützt? Eine Dokumentation, die Fragen aufwirft, aber keine endgültigen Antworten gibt.
No Comment: Widerstand gegen die Cop-Wiese (Dannenröder Wald, 21.09.2020)
Vor zwei Jahren die Auseinandersetzungen um den Hambacher Forst, jetzt bahnt sich ähnliches in Hessen an. Auch hier soll ein intakter Mischwald Wirtschaftsinteressen weichen. Mit in der Landesregierung sitzt die Partei 'Die Grünen'. Sie ist mitverantwortlich für den Beschluss, Teile des Dannenröder Waldes für den Ausbau der A 49 zu roden. Die Rodungssaison beginnt - wie jedes Jahr - am 1. Oktober. Unterdessen bereiten sich die Cops auf ihren Einsatz vor, indem sie unter anderem eine Wiese im Trinkwasserschutzgebiet planieren lassen. Der Widerstand dagegen ist heftig. Mittlerweile auch hat das Bundesverfassungsgericht das Verbot eines Aktivistencampes vor Ort aufgehoben, dass das Regierungspräsidium Gießen erlassen hatte.
Medien: 'Wie ich meine Zeitung verlor' (144 Seiten, 2020, 15 Euro)
»Ein Buch, so wahr, so richtig und mutig. Wer Journalist ist und am Ende nicht heulen muss, hat es nie ernst gemeint mit seinem Beruf.«
Judka Strittmatter 06.07.2020
Seltsam. Während die einen begeistert sind, finden andere Kollegen "es ist ein peinliches Buch". Ein guter Bekannter meinte gar, dieses "Rumgeheule" müsse man nicht lesen.
Ich finde: man sollte es lesen. Weil diese 144 Seiten eine Bestandsaufnahme sind, wie weit die Branche mittlerweile sprichwörtlich 'auf den Hund' gekommen ist. Wie Feigheit, die 'richtige' politische Haltung', das Verschweigen von Wirklichkeit heute zum journalistischen Handwerk dazugehören.

Nach dem Systemzusammenbruch hat Meinhardt - als einer der ersten - bei einer sogenannten 'Westzeitung' (der Süddeutschen) als Reporter angefangen. Ist schnell dort aufgestiegen, weil er brilliant schreiben konnte (und kann). Anfang des neuen Jahrtausends mit Auszeichnungen wie dem 'Kisch-Preis' bedacht worden. Er gilt in der Branche immer noch als die Menschwerdung zur 'Edelfeder'.
Irgendwann, so beschreibt er es im Buch eindrücklich, sei er nachdenklich geworden. Weil einige seiner Geschichten plötzlich nicht mehr veröffentlicht wurden. Die über die 'Deutsche Bank' zum Beispiel, die über den Umgang mit Rechtsextremen vor deutschen Gerichten auch. Er, der Starreporter lernte nun die Zensur 'Made in BRD' kennen. Die vorgeschobenen Argumente etwas nicht zu publizieren, das süffisante Weglächeln von Kritik.
Nun hat nicht jeder Journalist ein Anrecht darauf, dass man ihn unbedingt druckt. D'accord. Es gibt im Zeitalter des Internets genügend andere (und eigene) Möglichkeiten zu publizieren. Wenn man diese Themen als Redaktion jedoch in Auftrag gibt, dann braucht es schon handwerkliche Argumente einen Abdruck zu unterlassen. Alles andere ist Zensur. Das blumige Geschwafel von Presse- und Meinungsfreiheit kann man sich dann sparen.
Was Birk Meinhardt beschreibt sind eigene Geschichten aus mehr als 30 erlebten publizistischen Jahren. Gnadenlos subjektiv erzählt und gerade deshalb so ungemein packend. Andere Kollegen haben ähnliches erlebt. In den letzten Jahren. Vor allem im Herbst 2015. Von: "diese Geschichte machen wir so nicht" bis "das Thema sehen wir nicht".
Auch ich könnte darüber ein Buch schreiben. Über meine Erfahrungen bei ARD und ZDF. Bei den 'Leuchttürmen' des Journalismus. Die - wie es ein Kollege mal so treffend formulierte -"Investigation nur simulieren". Warum einem wie mir, mittlerweile die Lust auf Journalismus im Öffentlich-Rechtlichen TV vergangen ist. Wie man sich enttäuscht und verbittert abwendet, selbst immer radikaler wird. Dieses Zeilen werden kommen.
Bis dahin sei das Buch 'Wie ich meine Zeitung verlor' von Birk Meinhardt empfohlen. Ein mutiges Buch. Und: ein sehr, sehr notwendiges Buch. Für 15 Euro in Buchhandlungen oder im Eulenspiegelverlag zu erwerben. (Fred Kowasch)
Zeitgeschichte: Der Traum vom Umsturz - Neonazis und die Wende (NDR, 30 min, 2020)
Guter Film. Sehr sehenswert. Vor allem können die Protagonisten hier mal aussprechen. Nur die Naivität der Autorin zu Anfang des Filmes verwundert etwas. Die Sprüche waren - zum Beispiel in den DDR-Fußballstadien - Anfang der 80er teils noch wesentlich heftiger ....
Mündige Athleten: "Wie hoch hängt die Meinungsfreiheit wirklich?"
Ein Zwischenruf von Fred Kowasch
05.08.2020
Wenn Max Hartung etwas zu sagen hat, ist ihm die Öffentlichkeit gewiss. Max Hartung ist Säbelfechter und Vorsitzender der Athletenkommission im DOSB. Meist sagt er kluge Dinge, kritisiert hin und wieder mal das IOC. Die mediale Aufmerksamkeit, dass Wohlwollen des Sportjournalismus ist ihm in der Regel sicher. Gern wird - im Zusammenhang mit ihm - der mündige Athlet hervorgehoben. Ein Leistungssportler, der sich auch für andere Dinge neben seinem Training interessiert. Der Stellung bezieht, zu den politischen Themen der Zeit.
Nun gibt es einen anderen Athleten, der öffentlich Haltung zeigt. Joshiko Saibou heisst er, ist Nationalspieler und war bis gestern Basketballer in Bonn. War, denn sein Arbeitgeber hat ihm gekündigt. Weil er am vergangenen Samstag an einer Demonstration gegen die Coronamassnahmen der Bundesregierung in Berlin teilgenommen hat. Und dort mit seiner Freundin, der Top-Weitspringerin Alexandra Wester - wie Fotos in sozialen Netzwerken zeigen - ohne Maske unterwegs war. So die offizielle Begründung der 'Telekom Baskets Bonn'.
Nun ist das sicher nicht korrekt gewesen, im Zusammenhang mit den Auflagen für diese Demonstration ein Fehler. Es macht diesen Fehler auch nicht besser, wenn man auf Demonstrationen am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg verweist oder auf 'Black-Lives-Matter' Kundgebungen bei denen ebenfalls Mindesabstände nicht eingehalten, Masken teilweise nicht getragen wurden. Ob man Joshiko Saibou deshalb gleich kündigen musste, ohne mit ihm in diesem Zusammenhang zu reden, bezweifle ich.
Joshiko Saibou stand vor ein paar Monaten allerdings schon einmal im Blickpunkt der Sportöffentlichkeit. Als er - mit Instagrampost vom 3. Mai 2020 - einen Polizeieinsatz am Rande einer Demonstration gegen Corona-Kritiker kritisierte. Die Bilder von rabiat vorgehenden Berliner Beamten am 1. und 2. Mai 2020 wurden damals bundesweit diskutiert, sorgten für Unmut und Unverständnis in Teilen der Öffentlichkeit. Ein Leistungssportler, der Polizeigewalt kritisiert - was ist daran so verurteilenswert?
Warum dürfen Leistungssportler nicht auf einer genehmigten Demonstration mitlaufen? So krude die Inhalte in Teilen auch sein mögen. Warum steht der eine als engagierter Sportler da, während über einem anderen der Stab der veröffentlichten Meinung gebrochen wird? Wird hier mit zweierlei Mass gemessen?
Saibou kommentiere den Vorgang - via Instagram - am Dienstag so: "Ich bin Basketballer aber in erster Linie bin ich Mensch. Wenn ich eine polarisierende Meinung habe, ist Gegenwind verständlicherweise vorprogrammiert. Daraufhin jedoch meinen Job zu verlieren ist totalitär und ein Schlag ins Gesicht der Meinungsfreiheit."
05.08.2020
Wenn Max Hartung etwas zu sagen hat, ist ihm die Öffentlichkeit gewiss. Max Hartung ist Säbelfechter und Vorsitzender der Athletenkommission im DOSB. Meist sagt er kluge Dinge, kritisiert hin und wieder mal das IOC. Die mediale Aufmerksamkeit, dass Wohlwollen des Sportjournalismus ist ihm in der Regel sicher. Gern wird - im Zusammenhang mit ihm - der mündige Athlet hervorgehoben. Ein Leistungssportler, der sich auch für andere Dinge neben seinem Training interessiert. Der Stellung bezieht, zu den politischen Themen der Zeit.
Nun gibt es einen anderen Athleten, der öffentlich Haltung zeigt. Joshiko Saibou heisst er, ist Nationalspieler und war bis gestern Basketballer in Bonn. War, denn sein Arbeitgeber hat ihm gekündigt. Weil er am vergangenen Samstag an einer Demonstration gegen die Coronamassnahmen der Bundesregierung in Berlin teilgenommen hat. Und dort mit seiner Freundin, der Top-Weitspringerin Alexandra Wester - wie Fotos in sozialen Netzwerken zeigen - ohne Maske unterwegs war. So die offizielle Begründung der 'Telekom Baskets Bonn'.
Nun ist das sicher nicht korrekt gewesen, im Zusammenhang mit den Auflagen für diese Demonstration ein Fehler. Es macht diesen Fehler auch nicht besser, wenn man auf Demonstrationen am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg verweist oder auf 'Black-Lives-Matter' Kundgebungen bei denen ebenfalls Mindesabstände nicht eingehalten, Masken teilweise nicht getragen wurden. Ob man Joshiko Saibou deshalb gleich kündigen musste, ohne mit ihm in diesem Zusammenhang zu reden, bezweifle ich.
Joshiko Saibou stand vor ein paar Monaten allerdings schon einmal im Blickpunkt der Sportöffentlichkeit. Als er - mit Instagrampost vom 3. Mai 2020 - einen Polizeieinsatz am Rande einer Demonstration gegen Corona-Kritiker kritisierte. Die Bilder von rabiat vorgehenden Berliner Beamten am 1. und 2. Mai 2020 wurden damals bundesweit diskutiert, sorgten für Unmut und Unverständnis in Teilen der Öffentlichkeit. Ein Leistungssportler, der Polizeigewalt kritisiert - was ist daran so verurteilenswert?
Warum dürfen Leistungssportler nicht auf einer genehmigten Demonstration mitlaufen? So krude die Inhalte in Teilen auch sein mögen. Warum steht der eine als engagierter Sportler da, während über einem anderen der Stab der veröffentlichten Meinung gebrochen wird? Wird hier mit zweierlei Mass gemessen?
Saibou kommentiere den Vorgang - via Instagram - am Dienstag so: "Ich bin Basketballer aber in erster Linie bin ich Mensch. Wenn ich eine polarisierende Meinung habe, ist Gegenwind verständlicherweise vorprogrammiert. Daraufhin jedoch meinen Job zu verlieren ist totalitär und ein Schlag ins Gesicht der Meinungsfreiheit."